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Moderationspreis

Wem kann ich eigentlich noch glauben? Kommunikation findet mehr und mehr in Filterblasen statt, Verfassungsfeindliches steht neben Fake-News und Hate-Speech. Der Konsens, Debatten entlang journalistischer Qualitätskriterien zu führen, scheint sich aufzulösen. Das gefährdet den offenen Diskurs, Zusammenhalt und die Demokratie. Der Stuttgarter Moderationspreis des Instituts für Moderation an der Hochschule der Medien Stuttgart wirkt dem entgegen – mit der Auszeichnung der ersten Preisträgerinnen und Preisträger des Stuttgarter Moderationspreises  am 20. April 2023.
Der Preis rückt damit die journalistischen Kompetenzen in moderierten Bewegtbild- oder Audioformaten auf allen Plattformen und Kanälen in den Mittelpunkt. Er trägt der Personalisierung im Digitalen Rechnung und würdigt Moderationen, die Orientierung geben und auf Augenhöhe mit dem Publikum entstehen. Die Moderator:innen zeigen sich journalistisch sicher bei Themensetzung und passender Ansprache. Moderator:innen wirken prägend, wenn es darum geht, Informationen zu vermitteln. Sie sind Katalysatoren der öffentlichen Meinungsbildung und Lotsen im „information overkill“. Moderator:innen stärken das Vertrauen, indem sie qualifizierte Diskurse sicht- und hörbar machen. Sie greifen dabei die Vielfalt an Lebensrealitäten, Perspektiven, Gästen und Themen auf. Sie leben neue journalistische und digitale Kultur, insbesondere für die jüngere Generation und sie moderieren Formate und ihre Communities gleichermaßen. Mit insgesamt 6.000 Euro Preisgeld werden Moderationen und Formate in unterschiedlichen Kategorien prämiert. Teilnehmen können alle Moderator:innen, die ein journalistisch motiviertes Bewegtbild- oder Audioformat prägen oder selbst produzieren. Dabei spielt keine Rolle, wo das Format veröffentlicht wurde oder wird. Die Produktionen müssen in den Jahren 2023 oder 2024 entstanden sein.

Darüber hinaus passen die Produktionen mindestens eine der Kategorien (Link “Kategorien”) des Stuttgarter Moderationspreises:

  • Journalistische Qualität des moderierten Formats
  • Public Value des moderierten Formats
  • Präsentation, Sprache und Innovation des moderierten Formats

Der Preis wird ermöglicht durch die Förderung der Stiftung Bildung und Soziales der Sparda-Bank Baden-Württemberg. Details zur Einreichung.

Der Stuttgarter Moderationspreis wird in folgenden Kategorien vergeben:

  • Journalistische Qualität des moderierten Formats, Preisgeld: € 1.500
  • Public Value des moderierten Formats, Preisgeld: € 1.500
  • Präsentation, Sprache und Innovation des moderierten Formats, Preisgeld: € 1.500
  • Ein Sonderpreis in Höhe von €1.500 wird von Studierenden der Hochschule der Medien (HdM) vergeben und würdigt eine herausragende Moderation oder Produktion aus Baden-Württemberg, die in erster Linie die Generation Z anspricht.

Eingereicht werden können moderierte Bewegtbild- oder Audioformate, die mindestens einer der ersten drei Kategorien Rechnung tragen. Mehrfacheinreichungen sind möglich. Dabei spielt keine Rolle, wie lang das Format ist oder auf welcher Plattform es veröffentlicht wurde. Die Produktionen müssen in den Jahren 2023 oder 2024 entstanden sein. Details zur Einreichung.

Ablaufplan Fachtag

Der Stuttgarter Moderationspreis war Bestandteil des Fachtags “Moderation der Zukunft” der Hochschule der Medien Stuttgart (HdM). Die Preise wurden am, 20. April 2023 in der SpardaWelt Eventcenter in Stuttgart verliehen. Der Fachtag fand am 21. April 2023 an der Hochschule der Medien Stuttgart statt.
Preisverleihung und Fachtag wurden moderiert von ARD-Anchor und HdM-Professor Ingo Zamperoni. Er ist zugleich Pate des Preises. Die Panels des Fachtages spiegeln die Kategorien des Stuttgarter Moderationspreises. Der Fachtag wurde teilweise gestreamt auf dem YouTube-Kanal der Hochschule der Medien.

Panel 1 zur Kategorie Journalistische Qualität

Der Aufstieg der Newsfluencer – Moderator:innen im Spannungsfeld zwischen journalistischen Prinzipien und Selbstdarstellung in sozialen Netzwerken
Stories, Reels, TikToks und YouTube-Videos – die Moderator:innen der neuen Generation sind nicht nur Journalist:innen, sondern auch Influencer:innen in sozialen Netzwerken. Damit geht eine stärkere Personality-Orientierung einher, um neue Zielgruppen zu erreichen. Moderator:innen prägen mit ihrer Person das Format – oft eine Gratwanderung zwischen journalistischen Standards und den subjektiven Haltungen, Meinungen und Gefühlen der Moderator:innen. In der Branche entsteht dabei eine immer größere Kluft zwischen den unterschiedlichen Vorstellungen von dem, was Journalismus zu sein hat. Auf der einen Seite sind die Generationen von Journalist:innen, für die es um die immerwährende Suche nach Objektivität, Wahrheit und Fakten geht. Auf der anderen Seite stehen die Macher:innen der neueren Formate, für die es “echte Objektivität” nicht gibt. Denn Realität wird von ihnen gemacht – ganz subjektiv: durch Sprechertext, Auswahl von Bildern, Musik, Effekten oder Schnitt. Sie gehen davon aus, dass das den Zuschauern bewusst ist. Journalismus wird persönlich – zum “Personal Journalism”. Verschwimmen die Grenzen? Werden journalistische Standards durch die neuen Formate verwässert? Fehlt den „Selfie-Reportagen“ der journalistische Abstand? Oder bieten sich den Moderator:innen neue Chancen, besonders authentisch zu sein? Und: Erleben wir eine Hochphase der Selbstdarsteller:innen?

Panel 2 zur Kategorie Public Value

Die Zeit der Coolness ist vorbei – Die neue Lust auf Relevanz
Früher war alles anders. Erst eine Generation ist es her, dass Moderatoren wie Schmidt, Gottschalk oder Raab scheinbar über den Dingen standen. Coolness war angesagt. No politics: Das schien zumeist die Maxime der TV-Unterhaltung zu sein. Sowohl das Publikum, die Produzent:innen als auch die Moderator:innen selbst waren skeptisch gegenüber Entertainer:innen, die klare Haltung zeigten oder gar Politisches im Fernsehen machten. Ihr Job schien klar definiert: Menschen unterhalten und zum Lachen bringen – ohne Message. Und heute? Moderator:innen wie Joko und Klaas, Jan Böhmermann oder Carolin Kebekus rufen zum massenmedialen Diskurs auf. Unterhaltend, aber jetzt mit Haltung. Sie nehmen es in Kauf, anzuecken, Shitstorm inklusive. Nach dem Motto „Der beste Showmaster ist die Realität“. Themen wie Obdachlosigkeit, Seenotrettung und Rechtsextremismus bekommen zur besten Sendezeit neue Aufmerksamkeit. Themen, die den Hosts nahe liegen und die sie manchmal sogar selbst betreffen. Ist Haltung die neue Unterhaltung? Kann “Flagge-Zeigen” zur Masche verkommen?

Panel 3 zur Kategorie Präsentation, Sprache und Innovation

Kooperativ statt Konfrontativ – Lasst uns übers Debattieren reden!
Ob Corona, Ukraine-Krieg oder Klimawandel – Debatten über die wichtigen Themen unserer Zeit scheinen zunehmend zu eskalieren. Konflikte, befeuert durch die sozialen Medien, werden kaum noch argumentativ abgewogen. Talkshows laden allabendlich zum Streit ein – die Inszenierung für die Quote. Nicht selten scheint der Streit redaktionelles Konzept. Zuschauende blieben oft ratlos zurück, der Erkenntnisgewinn war mäßig, die Debatte nicht wirklich konstruktiv. Doch gesellschaftliche Entwicklung braucht Dialog, Verständigung und konstruktiven Streit. Dennoch sind Formate Mangelware, die nach Kompromissen suchen. Nur wenige Produzierende experimentieren mit Gesprächssettings, in denen respektvoll debattiert, Wert auf Nuancen gelegt und Gäste zu Kompromissen ermutigt werden. Was lässt die Medienmacher:innen zögern? Ist das aktuelle moderative Handwerkszeug nicht passend für die moderne Debattenkultur? Denn für Moderator:innen und Journalist:innen ist es oft gar nicht so einfach, bei kontroversen Themen zu vermitteln, wenn sich die Beteiligten argumentativ hartleibig geben. Geht Dialog auch ohne Streit? Warum sind verständigungsorientierte Formate so rar? Dürfen und sollen Protagonist:innen Zugeständnisse machen und auf die Gegenseite einen Schritt zugehen?

Panel 4: Moderation der Zukunft – Welche Rolle haben Moderator:innen?

Avatare, Deepfakes und synthetische Stimmen: Ist die Zukunft der Moderation künstlich?
„Soeben ging der erste künstliche TV-Moderator auf Sendung. Das Ergebnis ist gruselig.“ So titelten einige Online-Portale, als im Jahr 2018 der staatliche chinesische Medienkonzern Xinhua den ersten künstlichen Nachrichtenmoderator der Weltöffentlichkeit präsentierte.
Was vor wenigen Jahren für den deutschsprachigen Raum noch weit weg schien, hat uns mittlerweile längst erreicht. Medienhäuser wie der WDR oder RTL Deutschland experimentieren mit künstlich erzeugten Stimmen und Moderator:innen. Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz werden u. a. Nachrichten generiert und bekannte Moderator:innen mit Avataren imitiert. Doch die Branche spaltet die Frage, ob Avatare und Roboter die Moderator:innen und Journalist:innen der Zukunft sein können. Die einen sehen in den zum Verwechseln ähnlichen, täuschend echten Imitationen die Chance, mit der Zeit zu gehen. Die anderen fürchten um die Glaubwürdigkeit des Journalismus’, mit Avataren werde gleichsam die “Büchse der Pandora” geöffnet. Fest steht: Moderator:innen werden in Zukunft mit künstlichen Avataren und Robotern in den Wettbewerb treten. Moderator:innen stehen mehr denn je vor den Fragen: Was macht mich aus? Welche Rolle spielen Personality und Haltung? Kann der Roboter gar mein Freund sein?

Panel-Gäste (u.a)

Panel-Moderator:innen

  • Luisa Filip, Absolventin Qualifikationsprogramm Moderation am Institut für Moderation, Jahrgang 2021/2022
  • Martin Hoffmann, Absolvent Qualifikationsprogramm Moderation am Institut für Moderation, Jahrgang 2013/1014
  • Antonia Hofmann, Absolventin Qualifikationsprogramm Moderation am Institut für Moderation, Jahrgang 2021/2022
  • Jessica Schwandt, Teilnehmerin Qualifikationsprogramm Moderation am Institut für Moderation, Jahrgang 2022/2023

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